Schreibt Print nicht ab.
„Wir berichten nicht nur über die Region, wir sind ein Teil davon. Und zwar gerne.“
Mitten ins Getümmel oder hinein ins muckelige Wohnzimmer des Interviewpartners. Als Redakteur liebt Dennis Bartz es, sich direkt am Ort des Geschehens ein Bild von der Geschichte zu machen, die er später zu Papier bringt – denn ‚davon lebt der Text‘. Dagegen kommen Mail-Kontakt und kurz angebundene Telefon-Gespräche nicht an. ‚Dabei siehst du den Menschen nicht. Du bekommst die Hälfte nicht mit.‘ Sein Beruf hat zur Folge, dass er Rotenburg und die Rotenburger gut kennt, und sie ihn. Das ist sehr schön und das verbindet, sagt er. Aber, nicht zu vergessen: Bis zur Anzeigenzeitung im Briefkasten braucht es auch viele andere Menschen, und zwar viele aus der Region. Redakteure und Anzeigenberater, freie Mitarbeiter, rund 500 fleißige Austräger und die Angestellten der Druckerei. Alle arbeiten eng zusammen, sind Teil des großen Ganzen.
„Print ist und bleibt wichtig. Wir erreichen fast jeden, mit einer Auflage von knapp über 50.000.“
Sonntagmorgens, am gedeckten Frühstückstisch. Frisch aufgebrühter Kaffee im Lieblingsbecher und die Zeitung zum Lesen bereit in der Hand. Dennis Bartz ist bewusst, dass nicht (mehr) jeder so besonnen in seinen Tag startet. Und doch: Das haptische Leseerlebnis, das bleibt unbestritten schön, findet der Redaktionsleiter. Er ist überzeugt, viele Menschen sehen es genauso. Ebenso unumstritten ist für ihn der große Vorteil, den ein Print-Medium in Tagen wie diesen bietet. ‚Wir erreichen alle‘, gibt er zu bedenken. ‚Auch die, die sich nicht online informieren wollen oder können. Viele Senioren lesen lieber auf Papier, also genau die Menschen, die gerade zur Risikogruppe gehören.‘ Und Dennis hat noch einen Punkt pro Print: Es tut Texten und ihren Überschriften gut, wenn sie nicht gezielt clickbaiten und sich im SEO-Ranking beweisen müssen – sondern einfach nur von Herzen kommen.
„Unser Veranstaltungskalender macht uns traurig. Es geht nur darum, was als Nächstes ausfällt.“
Absagen statt ankündigen. Immer wieder muss die gleiche Meldung raus, gar nicht so einfach, sie noch neu ‚zu verpacken‘. Fällt aus, verschoben, findet nicht statt. ‚Langsam gehen uns da die Synonyme aus‘, scherzt Dennis, wird aber schnell wieder ernst. Da sieht man mal, wie viel sonst in Rotenburg los ist, sagt er. Und er und seine Redaktionskollegen wissen, was eine solche Meldung für die Menschen bedeutet, die sie betrifft. Ob regionale Vereine, Künstler oder Ehrenamtliche, alle stecken viel Zeit und Liebe in ihre Projekte. Es ist sehr schade, dass ihre Events jetzt ausfallen, findet Dennis. Auch in der Rundschau-Anzeigenabteilung ist einiges weggebrochen, in Zeiten der Unsicherheit. Viele Kunden mussten ihr Geschäft schließen. ,Wir verzichten deshalb für einige Wochen auf die Ausgabe am Mittwoch, eine schwere Entscheidung‘. Nach kurzer Schockstarre finden Mediaberater und Kunden aber nun gemeinsam neue Wege, beobachtet Dennis – und hofft, dass diese Stimmung in ganz Rotenburg ‚viral‘ geht.
„Ja, man darf sich jetzt auch über den Frühling freuen – ohne ein schlechtes Gewissen.“
‚Man fühlt sich zwischendurch wie gelähmt, oder?‘ Dennis Bartz beschreibt so, wie die Corona-Krise auf seine Gefühlslage und seinen Alltag wirkt. Dunkle Gedanken, schwere Gedanken, alles verliert an Leichtigkeit. Einen gesunden Ausgleich zu finden ist wichtig, glaubt der Redakteur und erzählt: Ich habe mich neulich dabei ‚erwischt‘, wie ich ein Eis in der Sonne total genossen habe. Erst kamen mir Gewissensbisse und die Frage, ob ich das gerade darf. Dann die Antwort: unbedingt. Wir sollten auch dem Positiven Platz geben, findet Dennis. ‚Und genau das versuchen wir mit unseren Inhalten in der Rundschau. Wir berichten nicht nur über die negativen Folgen des Coronavirus‘, sondern bringen auch weiterhin die schönen lokalen Geschichten drum herum.‘
Denkanstoß – was gerade wichtig ist:
Durchhalten, Ruhe bewahren und akzeptieren, was ist, um die Menschen aus der Risikogruppe zu schützen. Wenn wir die Regeln jetzt zu früh lockern, was bringt uns das? Das macht für mich so viel Sinn, wie eine Hand zurück auf die heiße Herdplatte zu legen, nur weil es gerade nicht mehr so stark wehtut. Macht man ja auch nicht…
Das beschäftigt mich:
Es ist traurig, durch die Innenstadt zu laufen, und viele Türen sind verschlossen. Dabei verstecken sich dahinter tolle Menschen, Rotenburg hat viele starke Charakterköpfe zu bieten, finde ich. Anja und Antje Doil vom Unverpacktladen ,Stück vom Glück‘, der bald eröffnet, sind dafür ein gutes Beispiel. Sie hätten sich ganz sicher einen anderen Start gewünscht, aber sie bleiben optimistisch und machen das Beste aus der Situation – dafür haben sie meinen Respekt!