Vermisst ihre Gäste.
„Trotz allem heißt es jetzt: schaffen, statt Däumchen drehen.“
Stille Wasser sind tief. Ein Schwimmbecken auch – ganz ohne Wasser darin, leer, ausgepumpt, kann man plötzlich tief blicken. ‚Wir säubern und sanieren gerade fleißig. Wir versuchen, das Beste aus der Zeit zu machen und sie effektiv zu nutzen‘, erklärt Bad-Leiterin Irena Rait. Erst Schockstarre, dann Tatendrang. Auch wenn sie bedauert, dass der Osterhasen-Besuch dieses Jahr ins Wasser fällt, soll für die Wiedereröffnung nach Corona alles blitzblank sein, für die Gäste.
„Viele rufen an und wollen wieder ins Bad kommen. Vor allem die Dauergäste, die leiden.“
Morgens schnell ein paar Bahnen ziehen? Im Moment Fehlanzeige. Vielen Stammgästen fehlt ihr sportlicher Ausgleich, weiß Irena Rait, freut sich aber auch über das Feedback: Jetzt wissen wir, was wir sonst an einem Bad vor Ort haben. Auch die Sauna ist geschlossen, wo die Gäste sonst gern ihr Immunsystem anheizen – und das selten allein. Die Dienstagsgruppe, die Mittwochsgruppe, vielen fehlt die Geselligkeit, der soziale Kontakt über den Treffpunkt Ronolulu, bekommt die Bad-Leiterin aus erster Hand mit. Auch das ist ein wichtiger Ausgleich, der den Menschen jetzt fehlt.
„Es herrschte viel Unsicherheit. Und dann merkst du die Welle bei den Mitarbeitern.“
Boah, da kriege ich Gänsehaut, sagt Irena Rait. Trotzdem erzählt sie von den internen Schritten, die immer schneller wurden, nachdem durch Corona alles aus den Bahnen geriet. Eine grauenvolle Grundstimmung, die sie zumindest nicht allein ertragen musste: Viele offene Gespräche zu offenen Fragen mit Reinhard David von den Stadtwerken. Doch die nackte Unsicherheit blieb. Darüber, was den Gästen nun eher hilft: Schutzmaßnahmen oder die nötige Ablenkung. Dann kam, innerhalb eines Tages, der Umschwung: Bad-Türen zu. Die allgemeine Verunsicherung spürt Irena Rait weiter im Detail, bei den ihr anvertrauten Mitarbeitern. Für sie macht sie sich stark, möchte Ruhe ausstrahlen. Immerhin geht es um Mütter und Väter, um Ältere, die Schutz brauchen, um Jüngere, die gerade gebaut haben und finanziell aufs Bad bauen – um Menschen, die ihr ans Herz gewachsen sind.
„Wir sind ein Erlebnisbad. Gerade erleben wir einen Entzug.“
Nichts los. Irena Raits Blick verliert sich im leeren Ronolulu, dabei waren die Besucherzahlen im Februar so hoch wie lange nicht. Und das war so schön, sagt sie: ‚Wir haben die Chance, dort zu arbeiten, wo andere ihre Freizeit und ihren Urlaub verbringen. Die gute Stimmung überträgt sich sonst auf uns, wir tanken die positive Energie der Gäste.‘ Klar, dass ihr das gerade fehlt. Umso mehr freut sie sich auf die ersehnte Wiedereröffnung, für die sie aktuell über Aktionen nachdenkt – auf das Wiedersehen mit den Gästen, mit Menschen aus allen Altersstufen und Interessensschichten, denn: Wir gehen alle gemeinsam baden.