Fühlt sich geerdet.
„Vor fünf Jahren hätte alles an mir gelegen – heute ist die Arbeit auf viele Schultern verteilt.“
Julia Grewe-Schwardt eilt durch die Flure. Im Neubau die Treppe hoch, vorbei an großem, dichtem Grün und (gerade) spärlich besetzten Büroräumen. Sie hat gern gut zu tun. Sie hat auch gern den Überblick – aber sie hat auch gelernt, abzugeben, erzählt sie. Ihr Lächeln ist entspannt. ‚Unsere Holding als Basis für die Grewe Gruppe zu gründen, das war die beste Entscheidung. Wir teilen und unterstützen uns im Team. Keiner ist allein, aber jeder Profi in seinem Gebiet. Diese gewachsene Struktur war und ist sehr viel wert – besonders in so unruhigen Zeiten.‘
„Nach turbulenten Wochen atmet man jetzt durch, oder? Es ist wie eine Zwischen- oder Endphase.“
Die große Boßeltour – Anfang März abgesagt. Das war der interne Vorbote von Corona. Dann überschlugen sich die Ereignisse und Erkenntnisse. ‚Ich kannte mich noch nie so gut in sämtlichen Mediatheken aus‘, stellt Julia Grewe-Schwardt für sich fest. Den Tücken des juristischen Urwalds und den großen Herausforderungen im Bereich Arbeitssicherheit – allein für die Hygiene von rund 600 Mitarbeitern – begegnete sie mit interner (Wo)man-Power. ‚Ich bin dankbar für unsere Experten.‘ Denn: Trotz viel Arbeit an der frischen Luft und dem digital gut aufgestellten Management – es galt, Standorte in fünf Bundesländern mit fünf unterschiedlichen Auflagen ordnungsgemäß zu führen.
„Im Blick auf die Zukunft: Ich glaube, die Bauindustrie bekommt eine wirtschaftliche ‚Delle‘.“
‚Ohne Corona hätte 2020 das Potenzial gehabt, unser wirtschaftlich bestes Jahr zu werden.‘ Julia Grewe-Schwardt wirkt kurz nachdenklich, besinnt sich aber schnell – auf den Vorteil der Grewe-Unternehmensvielfalt. ‚Wir sind breit aufgestellt, im Garten- und Landschaftsbau bis zum Thema Gartencenter.‘ Neben der Wohnungswirtschaft gibt es treue öffentliche und gewerbliche Kunden, private Großkunden. ‚Trotzdem hat uns diese Zeit neben dem Fokus auf der Suche nach Fachkräften einen weiteren beschert: Wir beobachten aufmerksamer die Auftragslage. Das war jahrelang nicht so sehr der Fall.‘
„Die sozialen Kontakte vermisse ich schon sehr. Aber, es geht allen so. Das verbindet.“
Auch Themen wie Umsatzsteuersenkung und lauerndes Buchhaltungs-Wirrwarr oder Home-Office-Pflicht-Gedanken in der Öffentlichkeit schwirren der Geschäftsführerin durch den Kopf. Lassen sie grübeln. Aber, irgendwann ist auch mal Feierabend. ‚Privat finde ich es sehr schade, dass so viele Treffen, an die ich sonst gewöhnt bin, seit Wochen ausfallen. Oder auch meine Schwiegereltern, die haben wir monatelang nicht gesehen. Meine Eltern, die sonst bei der Kinderbetreuung helfen. Es schlaucht, aber alle Familien haben jetzt solche Probleme. Das schweißt auch zusammen.‘
Was mir in der vergangenen Zeit aufgefallen ist:
Durch den Wandel am Arbeitsplatz musste ich auch meinen Führungsstil neu ausrichten. Ich meine – schon allein das kurze Gespräch am Kaffeeautomaten fiel nun über Wochen aus. Trotzdem möchte ich wissen, wie es meinen Kollegen und Mitarbeitern geht. Deshalb telefoniere ich viel mehr, ganz bewusst.
Was mich erdet:
Dass wir intern super aufgestellt sind. Weil nicht alles von mir abhängt, ich glaube, es ist ein Fehler, wenn ein Unternehmen nur auf einer Person aufbaut. Ich bin sehr froh, dass es bei uns so gut mit der Aufteilung geregelt ist. Das gibt mir eine Grundentspannung – und Platz für neue Gedanken.