Lernt ein Leben lang.
„Ich bin gern unter Kindern, die sich auf den Weg in ihre Zukunft machen. Sie halten mich jung.“
Nicht nur Viren sind ansteckend – auch Motivation, findet Susanne Enders. Das ist einer der Gründe, warum sie ihren Beruf als Lehrerin und als Leiterin der Stadtschule Rotenburg so sehr liebt. Die Jungen und Mädchen bringen neben Pausenbroten jede Menge Power, Begeisterung und frische Neugier in den Schulalltag – und teilen es. ‚Das färbt ab. Sofort. Man ist direkt selbst jünger im Kopf‘, sagt Frau Enders. Ihren anstehenden Ruhestand tritt sie – nicht nur deshalb – mit gemischten Gefühlen an.
„Die Zeit vor meinem Ruhestand hatte ich mir ruhiger vorgestellt. Jetzt müssen wir improvisieren.“
Schulalltag? Steht in diesen Zeiten nicht auf dem Stundenplan. Dafür organisieren: Mit jeder neuen Klasse, die ins über Wochen leergefegte Gebäude eintrudelt, gilt es neu zu denken. Abstandsbänder kleben überall, statt Kaugummi unterm Tisch. Zentralunterricht auf Distanz, statt Partnerarbeit mit High Five. Verschiedene Altersstufen nehmen verschiedene Eingänge, um sich möglichst aus dem Weg zu gehen – und dem Corona-Risiko. Alles ganz schön unruhig, vor Susanne Enders‘ Ruhestand.
„Im Lehrerzimmer sprechen wir leider über unsere Corona-Opfer. Sie leiden unter dem Schulausfall.“
Große Pause – über Wochen. Zu viel Zeit fernab der Schule, das kostet so manchem Schüler und so mancher Schülerin einen kostbaren Lernfortschritt. ‚Kinder, die gerade erst die deutsche Sprache lernen, sind total zurückgeworfen‘, erzählt Susanne Enders, was ihre Lehrkollegen berichten. Nicht leicht, das Ganze. Schwer fällt es der Leiterin auch, die kleinen, quirligen Rotenburger strikt auf Abstand zu halten. Freunde dürfen sich nicht umarmen. Coole Treffen am Fahrradständer? Untersagt. ‚Pädagogisch schwierig‘, findet Frau Enders. ‚Wir werden zu unliebsamen Aufpassern.‘
„Gerade heute ist es wichtig, offen für Veränderung zu sein. Anders kann ich keine Schule leiten.“
Was Corona zur Folge hat, kann in der Stadtschule zwischen temporären Geisterfluren und auseinander gezogenen Tischen noch keiner abschätzen. Weder die Kinder und deren Eltern, die Bufdis, die Lehrer oder Susanne Enders. Wer auf die Rektorin folgt, ist ebenso unklar. ‚Was ich aber sicher weiß: Als Schulleiterin – und generell – sollte man damit umgehen können, dass alles sich stets wandelt. Auch Schule, auch Unterricht, auch Lernmethoden. Stichwort Home Schooling.‘ Sich immer wieder frisch in die Dinge hineindenken – das gibt Frau Enders uns heute als Hausaufgabe.
Was mir Sorge bereitet:
Was macht es mit den kleinen Kindern, eine solche Zeit zu erleben? Wie können wir uns eine Einschulung und die Verabschiedung der Viertklässler im Sommer vorstellen? Fragen über Fragen.
Was mir gerade hilft:
Den Humor nicht zu verlieren. Lustig fand ich, was eine Kollegin – bedacht auf 1,5 m Abstand – letztens ganz im Spaß zum Schüler meinte: ‚Gib mir ein Fernglas und ich zeige dir die Lösung.‘