Buy-Local-Frau der ersten Stunde.
„Unser Geschäft ist seit 1875 ein Stück Rotenburg. Und ich will, dass es bleibt.“
Die Worte der städtischen Buchhändlerin klingen bestimmt. Als habe sie bereits entschieden, worum andere noch bangen. Woher diese Entschlossenheit kommt? Wahrscheinlich von dem Gefühl, das sich einstellt, wenn man das macht, was man richtig und wichtig findet. Cornelia Mansfeld lebt und liebt ihren Laden, die Bücher, die Geschichten darin. Sie kennt ihr Warum und dafür kämpft sie jetzt.
„Wer braucht gerade was, für andere oder für sich? Buchverkauf grenzt an Sozialarbeit.“
Einbußen durch Corona? Ja, auf jeden Fall. Aber das überleben wir, sagt sie. Die Bücher im Laden müssen unter die Leute, im Herbst kommen neue – sonst sorgt sie nichts. Die Buchhandlung ist online gut aufgestellt, mit Webshop (über einen Großhandel), Newsletter und Social-Media-Präsenz. Cornelia Mansfeld weiß außerdem um den Wert ihrer Stammkundschaft – und die wiederum um den Wert ihrer persönlichen Beratung. Sie und ihr Team kennen ihren Buchbestand und die Menschen, die (sonst) über die Türschwelle treten – und kombinieren, was zusammengehört.
„Sachbücher lassen mich Dinge verstehen. So nehmen sie mir die Angst, auch jetzt.“
Etwas verliert seine Bedrohlichkeit, wenn man es durchblickt, findet die Händlerin, die Soziologie studiert und jahrelang im Sozialen gearbeitet hat. Bis sie damit aufhörte und damit ihre Buchhandlung in Rotenburg kam. Die Wirkung von Büchern hat sie immer fasziniert. Umso bedauerlicher, dass das Lesen im Alltag vieler Menschen an Bedeutung verloren hat. Dabei bietet es so viel Raum für persönliche Entwicklung – und für unwiederbringliche Momente, wie beim Vorlesen für Kinder.
„Sonntags bin ich ‚weg‘. Da lese ich, im Wohnzimmer oder in der Küche.“
Keine Anrufe, nichts. Ihre Freunde wissen das, eigentlich weiß es jeder, der sie ein wenig besser kennt. Sie genießt die Auszeit, erzählt sie. Die Zeit für sich, den Fokus auf einer Geschichte und die Ruhe, die sich außen und innen einstellt. Solche Momente braucht es. Um anderen trotz verschlossener Ladentür Lesestoff zu bieten, hat sich Cornelia Mansfeld mit ihrem Team ganz neu eingespielt. Sie liefert bestellte Bücher aus, das Ganze kostenfrei. Denn, wenn wir ehrlich sind – wann böte es sich besser an, zu lesen, als jetzt?
Dieses Buch hilft mir gerade:
1918 - Die Welt im Fieber: Wie die Spanische Grippe die Gesellschaft veränderte‘ von Laura Spinney. Ich lese Bücher sonst selten ganz zu Ende, keine Zeit, aber dieses Buch schon. Es verrät übrigens, unter anderem: Social Distancing hat jetzt absolute Priorität. Und: Medizin vor Wirtschaft.
Darum ‚buy local‘:
Eine Region lebt von der Nähe unter den Menschen, vom direkten Kontakt und der Verlässlichkeit. Wer hier einkauft, bewirkt hier etwas. Für mich ist es eine Frage meiner Wertvorstellung – wen will ich mit meinem Geld unterstützen?