Macht jetzt kein Fass auf.
„Wir haben hier ein Credo: Wer zur Tür reinkommt, lässt alles hinter sich und feiert das Leben.“
Politische Gesinnung, Religion, kulturelle Prägung, Geschmack. Wer im Schmidt’s einkehrt, gibt eigenbrötlerisches Denken, streitbare Themen und Vorurteile an der Garderobe ab. Die Jacke darf mit rein. ‚Lebe dein Sein, sagen wir‘, zitiert Jan Maier die Worte, die den Kneipennamen seit vielen urigen Jahren begleiten und begründen. Hier wird gefeiert, und zwar mit allen zusammen, über Themen- und Tischgrenzen hinaus. Das ist das, was das Schmidt‘s besonders macht, findet Jan. ‚Wer geht, kann seinen Gedanken-Krams gern wieder einsammeln und mitnehmen oder noch besser: einfach liegen lassen und stattdessen mit gutem, geerdeten Gemeinschaftsgefühl nach Hause gehen.‘
„Es steckt viel Idealismus dahinter. Das Schmidt’s gehört einfach zu Rotenburg.“
Hand aufs Herz: Was bringt einen 24 Jahre jungen Menschen dazu, eine alte Kneipe auf’m Land am Leben erhalten zu wollen – um (fast) jeden Preis? ‚Es hat Geschichte, es muss einfach bleiben‘, sagt Jan Maier und lacht. Nicht verzweifelt, sondern fröhlich. Zuversichtlich. ‚Und ich mache das, was ich mache, mit Leidenschaft. Klar, man muss über die Runden kommen – vor allem jetzt – aber ich weiß, warum ich das tue.‘ Am 1. Januar 2019 hat er das Schmidt’s von Vorbesitzer Ralf übernommen und seither alles drangesetzt, möglichst viel – zu erhalten, wie es ist. ‚‘Ne neue Glühbirne hier, bisschen neue Farbe da – siehst du, da sieht man noch den Verlauf.‘ Der Rest bleibt nostalgisch, mit Charakter.
„Wir haben zu 80 Prozent Stammgäste. Woran ich das festmache? An ihrer Herzlichkeit.“
Das Schmidt’s wäre nichts ohne seine treuen Gäste. Sie sorgen für Leben in der Bude, dafür, dass Jan Maier einen guten Grund hat, die Stühle gar nicht erst auf die Tische zu stellen – ‚das machen wir nur gerade zur Corona-Zeit. Sonst lohnt sich das irgendwie nicht.‘ Manch ein Gast kommt jede Woche, hat sein festes Schmidt’s-Ritual, isst das Gleiche, trinkt das Gleiche, geht, kommt wieder. Andere sind dreimal im Jahr da, aber fühlen sich sofort zu Hause. ‚Ich finde, die Attitüde macht einen Stammgast aus. Wie er sich mit der Kneipe verbunden fühlt.‘ Eine spontane Corona-Spendenaktion, von seinem Kumpel per Social Media initiiert, hat Jan deutlich gezeigt: Viele fühlen sich verbunden. ‚Danke euch!‘
„Wäre ja auch langweilig, wenn immer alles nach Plan verliefe, oder?“
Die Krise schönreden will er nicht. Auch Jan Maier hofft noch auf Förderung. Nimmt seine Aufgabe als Chef und Ansprechpartner für seine 13 Mitarbeiter ernst. Und wirft immer wieder den prüfenden Blick auf laufende Ausgaben, vergossene Einnahmen und schrumpfende Rücklagen. Trotzdem: Das wird schon, irgendwie. ‚Vor zwei Jahren dachte ich noch, ich bleibe in Wien. Jetzt bin ich hier, wieder zu Hause, halte einen eigenen Laden am Laufen und kümmere mich um meinen Hühnerhaufen.‘ Jan Maier lacht wieder, ergänzt: ‚Mal im Ernst: Wir haben hier ein unfassbar tolles, familiäres Team. Wir halten zusammen. Bei uns gilt das, was am Ende überall in der Gastro gilt: Der Mensch zählt.‘