Reicht die Pause.
„Gerade sehen wir, was passiert, wenn sich alle betroffen fühlen. Wenn alle Angst haben.“
Corona hat uns erreicht. Alle. Es ist kein abstraktes Problem der anderen, irgendwo auf der Welt, sondern unsers, hier an jedem Ort. Es ist sichtbar. Würden wir so auch beim Thema Klimawandel hinsehen, wäre das die halbe Miete, schätzt Sophia Heeg, Fridays-for-Future-Unterstützerin. Super und genau richtig, wie die Politik jetzt alles für unsere Gesundheit tut, findet sie. Wie schnell Entscheidungen gefällt werden. Das wünscht sie sich – im gesunden Maße – auch für die, die noch ausstehen. Denn dass etwas für unsere Erde getan werden muss, ist keine Frage mehr.
„Natürlich, erst dachten wir: yeah, schulfrei! Aber schon nach wenigen Tagen denkt man anders.“
Drei, vier Tage ohne frühes Aufstehen, Hausaufgaben, Unterricht. Darauf hatten die Schüler erst spekuliert und sich gefreut. Dann der Hammer: fünf Wochen ohne Schule. Aus Freude wurde schnell – Ruhe. Beängstigend viel Ruhe. Prokrastinationsgefahr pur. Wenn man das so nicht kennt, ist es eine echte Herausforderung, sich selbst die Woche zu strukturieren, erzählt Sophia Heeg. Sie organisiert sich inzwischen mit allerhand To-Do-Listen – abhaken macht Spaß – und hangelt sich von Mahlzeit zu Mahlzeit, um nicht einfach so in den Tag zu leben. Und trotzdem:
„Plötzlich ist jeder Tag wie ein Sonntag. Ich mag lieber Samstage.“
Ob andere wohl das Gefühl verstehen, es sogar teilen?, fragt sich Sophia Heeg und beschreibt, was sie meint: Sonntage zwingen einen zum ‚Nichtstun‘. Geschäfte sind geschlossen. Freunde trifft man eher samstags. Am letzten Tag der Woche ist einfach nicht viel los, das Zeitgefühl ist auch etwas verlangsamt. Durch Kontaktsperre und geschlossene lokale Geschäfte und Restaurants fühlt es sich zurzeit komisch an – als reihe sich Sonntag an Sonntag.
„Ich gehe oft zu Fuß. Ob ich jetzt ‘ne halbe Stunde brauche oder zehn Minuten – ist ja egal!“
Die Ruhe hat auch Gutes. Definitiv, sagt sie. Wege, die sie sonst mit Rad erledigt, genießt sie jetzt im Spaziergang. Außerdem liest sie plötzliche alle möglichen Bücher, die darauf seit Ewigkeiten sehnlich im Regal gewartet haben. Sie hört viele Podcasts, räumt auf oder um. Macht Sachen, für die sie sonst gefühlt keine Zeit hat. Das ist auch bei Freunden so, erzählt sie, manche malen jetzt oder fangen auch wieder an, mehr zu lesen. Oder zu kochen. Oder Workouts mit Videos zu machen.
„Rotenburg, die Ahe: Hier ist meine Kindheit. Es ist richtig schön.“
Für Sophia Heeg war und ist Rotenburg ein super Ort, nicht nur um aufzuwachsen. Auch wenn es sie zum Studieren oder Bufdi machen im nächsten Jahr anderswo hinziehen sollte – man will auch mal etwas anderes sehen –, die 18-Jährige findet, dass die kleine Stadt ihren Charme hat: mit Natur und Schulen, Möglichkeiten für Sport und Kultur, alles fußläufig erreichbar. Mit guter Anbindung per Bahn nach Bremen und Hamburg, mit guten Freunden ums Eck‘. Sprich: Alles da, was man braucht.
Verzicht – Qual oder Wahl?
Ich finde, wenn ich einen guten Grund für das, was ich tue, habe, dann fällt es mir viel leichter, etwas durchzuziehen. Dann fühlt es sich gar nicht an wie ein Verzicht, sondern wie eine Entscheidung für etwas anderes. Also, Wahl.
Worüber und worauf ich mich freue:
Auf den Unverpacktladen, der jetzt im April in Rotenburg aufmacht. Eine mega tolle Idee!