#realstory
„Mundpropaganda. Damit steht und fällt alles. Und nichts anderes mache ich online.“
Corona ist in aller Munde, in den sozialen Medien erst recht. Der #realtalk verlagert sich durch Kontaktverbot und Ausgangssperren vom echten Leben ins virtuelle. Oder, war das nicht schon vorher so? Sich beruflich, als Selbstständiger oder als Unternehmen, online per Social Media zu positionieren, sich dort aktiv zu zeigen: das ist die beste Werbung heutzutage, ist sich Christina Cornelsen sicher. Und sie muss es wohl wissen – immerhin erreicht sie über Instagram täglich dreimal so viele Menschen, wie Rotenburg Einwohner hat.
„Nicht so easy, wie man sich das denkt. Es ist ein 24-Stunden-Job.“
Über 100.000 Abonnenten. Mehr als 700 Beiträge, meist zu Mode, aber auch zu Haus und Hund, Festivals, Tattoos – und Gedanken aus ihrem Kopf. Viele kennen Christina Cornelsen als Content Creator bei Instagram, als crystalrock. Nicht viele kennen den Preis, den sie zahlt, um als Influencerin nebenher zu verdienen. Zwei Jahre zog sie durch, arbeitete Vollzeit als Hairstylistin bei Ralf Wesseloh in Rotenburg und nebenbei im Online-Job. Beides macht ihr Spaß, beides sollte funktionieren, sie wollte funktionieren, immer weiter, weiter und weiter. Dann, im Sommer 2019, kassierte sie den Breakdown. Inzwischen hat es sich eingependelt, sagt Christina, mit drei Tagen im Friseur- und zwei Tagen im Online-Geschäft. Wobei der Blick weg vom Smartphone am Wochenende und nach Feierabend nach wie vor schwerfällt.
"Ich liebe auch meine Arbeit als Friseurin. Und ich liebe unseren Laden, ich will nie woanders hin!“
Bei Ralf kündigen? Ausgeschlossen. Ihren „normalen“ Job macht Christina Cornelsen von Herzen gern. Das ist ihr Ausgleich zum Onlinebusiness, sagt sie, ohne geht’s nicht. Sie genießt den direkten Kundenkontakt, die guten Gespräche, das Lachen mit den Kollegen. Doch im Moment heißt es #stayhome – der Laden ist zu, das Internet hat geöffnet. Corona-Content kam für sie nicht in Frage, erzählt Christina. ‚Ich bin ja kein Experte‘. Stattdessen versucht sie, ihren Followern und Online-Freunden eine positive Abwechslung zu bieten, denkt darüber nach, DIY und Scherentipps zu teilen.
„Wie man Influencer wird? Puh, bei mir war‘s aus Versehen. Man braucht ein gutes Netzwerk.“
Ich wusste erstmal gar nicht, was ich damit anfangen soll, beschreibt crystalrock ihre ersten Instagram-Begegnungen, das war 2013. Ein paar Welpenbilder hochladen kann man ja mal. Später Outfits, dann Festivalbesuche. ‚Ich war schnell mit ein paar anderen modebegeisterten Mädels gut vernetzt. Als wir dann das erste Mal in einer Kölner Boutique umsonst Kleidung bekamen, das war einfach – wow!‘ Immer mehr Anfragen, immer mehr Kooperationen. 2016 der erste beauftragte Festivalbesuch, damals noch dank 20.000 Abonnenten. So hat sich das entwickelt, über die Jahre, staunt Christina selbst ein bisschen, swiped fleißig und geübt durch ihren Account, um nachzusehen.
„Mit den kleinen Geschäften machen Kooperationen am meisten Spaß. Das ist viel persönlicher.“
Egal, ob Merchandise-Post, Insta-Story, Gewinnspiel oder Vor-Ort-Termin – Christina Cornelsen macht für die Dinge Online-Werbung, die sie mag, die sie überzeugen und die sie interessieren – oder ihre Follower. Außerdem mag sie das Persönliche, wenn kleinere Firmen auf sie zukommen. ‚Mit denen kann man auch mal entspannt per Whatsapp schreiben, da macht der Kontakt Spaß. Bei großen Unternehmen ist man oft einfach nur eine Nummer von vielen. Die sagen nicht mal ab, wenn was ausfällt.‘ In diesem Sinne, sagt sie, auch online zieht eben vor allem: #mankenntsich.
Kleine Analyse: Wer aus der Region macht sich gut bei Instagram?
Hm, so viele sind es leider noch nicht, glaube ich. Aber natürlich sind mir das Kliemannsland und Ferdis Feld aufgefallen – mit Roland arbeite ich auch zusammen. Der Wachtelhof macht online gutes Marketing und Visual Candy, also Hendrik, fällt mir dazu ein, und natürlich mein Chef, Ralf Wesseloh.